Herz-Jesu Tegel
Offene Kirche Herz-Jesu-Tegel
Die Pfarrkirche ist täglich von 9 - 18 Uhr geöffnet, sonntags bis 20 Uhr.
Wir weisen darauf hin, dass die Eingänge, sowie der Altarbereich durch eine Video-Anlage überwacht werden.
Die Beter in den Bänken werden nicht überwacht.
Montag | 09:00 Uhr Heilige Messe, anschl. Rosenkranzgebet |
Dienstag | 17:30 Uhr Lobpreisandacht |
Mittwoch | 18:00 Uhr Herz-Jesu: Andacht wöchentlich in besonderer Zeit: Fastenzeit – Kreuzwegandacht Mai – Marianische Andacht Oktober – Rosenkranzandacht |
1. Mittwoch im Monat | 18:00 Uhr Vesper |
Donnerstag | 09:00 Uhr Heilige Messe |
Freitag
| ab 15:00 Uhr Eucharistische Anbetung 18:00 Uhr Heilige Messe |
Sonnabend | 10:30 Uhr Rosenkranz |
Sonntag
| 09:30 Uhr Heilige Messe (3. So. Familienmesse), 19:00 Uhr Heilige Messe |
Einen kurzen Abriss der Geschichte der Pfarrkirche Herz-Jesu haben wir hierfür Sie zusammengestellt.
Entstehung der Gemeinde "Herz Jesu"
Ob und wann Katholiken im 19. Jahrhundert in Berlin-Tegel ansässig waren, ist heute urkundlich nicht festzustellen. Doch steht authentisch fest, dass der Besitzer der Maschinenfabrik E g e l l in Berlin, Chausseestr. 3, "ein sehr guter Katholik war und aus Rheine/Westfalen stammte." Ferner " dass das Egellsche Haus in den 40er und 50er Jahren an der Spitze der katholischen Gesellschaft stand, die damals noch sehr klein war." Diese Aussage machte ein Frl. Ahrends, Berlin, Hallesche Str. 28 in einem Brief vom 16.08.26 an Dr. Sonnenschein. Ein ehemaliger Angestellter der Egellschen Fabrik teilte Dr. Sonnenschein in einem Brief vom 09.10.26 mit, dass Egell 1864/65 einen Teil seiner Fabrik nach Tegel verlegte, wo er auch ein Landhaus als Sommerwohnung besaß. Später als die Erben die Egellschen Werke nicht mehr halten konnten, legte sie B o r s i g, der früher bei Egell als Werkmeister gearbeitet hatte, mit seiner inzwischen selbst eingerichteten Maschinenfabrik zusammen und so den Grundstein zu den später weltberühmten B o r s i g w e r k e n . Es darf wohl angenommen werden, dass die ersten Katholiken mit diesen ersten Industriewerken, die weitgehende Arbeitsmöglichkeiten boten, nach Tegel gekommen sind.
Erste Kunde von Katholiken in Tegel brachte dann ein Antrag der katholischen Väter an den Schulvorstand, ihren 12 Kindern, die in der evangelischen Schule unterrichtet wurden, katholischen Unterricht zu gewähren. Dieser Antrag von Pfarrer Leopold P a n s k e , Reinickendorf, unterstützt, zu dessen Missionspfarrei die wenigen Katholiken Tegels gehörten. Als Erfolg des Antrags trat am 03.04.1895 der 20-jährige Lehrer M a x J ä h n e r t aus Breslau als erster katholischer Lehrer in das Kollegium der evangelischen Schule ein. Der katholische Religionsunterricht betrug damals 4 Stunden wöchentlich. Zu der Zeit zählte Tegel etwa 2500 Einwohner, von denen ungefähr 150 Katholiken mit 13 Kindern waren. 5 davon besuchten die katholischen Schulen in Berlin und 8 die evangelische Schule in Tegel. Anfangs stieg die Zahl der Kinder nur sehr wenig. Am 01.01.1898 betrug ihre Zahl nur erst 13 und diese unter 300 Kindern der evangelischen Schule. Dieses Missverhältnis machte dem jungen Lehrer nicht wenig Sorge, und da er von unternehmender Natur war, suchte er nach Wegen, diese kleine Schar intensivst zusammenzuhalten.
An den Sonntagen sammelte er die Kinder und auch die Erwachsenen um sich, wanderte mit ihnen durch die Wälder, hielt dort Gebets- und Gesangstunden, Kreuzweg- und Maiandachten, betete mit ihnen den Rosenkranz und die Litaneien und hielt kleine Laienpredigten, die von Liedern umrahmt wurden. Und es ist erstaunlich, wie sich die Tegeler Katholiken diesem 20-jährigen jungen Mann in Hochachtung und Zuneigung unterordneten. Alle 14 Tage wanderte er mit seinen 8 Schulkindern den 2 Stunden weiten Weg nach Reinickendorf zum Gottesdienst, der damals im Kloster "Zum Guten Hirten" gefeiert wurde. Unterwegs unterwies er sie in der Chrisenlehre und sammelte mit ihnen Pilze, da der Weg durch Wald und Felder führte.
Durch die Verlegung der Borsig-Maschinen- und Lokomotivenfabrik von Berlin nach Tegel wuchs die Zahl der Einwohner schnell und mit ihr die Zahl der Katholiken, die vielfach auch in Borsigwalde, Heiligensee, Konradshöhe und in den Randgebieten eine Wohnung gefunden hatten. Mit dem Anwachsen der katholischen Bevölkerung wuchs der Wunsch nach einem eigenen Gottsdienst in Tegel. Da sammelte Lehrer Jähnert 100 Unterschriften der Tegeler Katholiken für eine Petition an die Gemeindeverwaltung um Überlassung eines ungenutzten Raumes im Schulhaus Schöneberger Str. 4 im 3. Stock für gottesdienstliche Zwecke. Hier hielt dann erstmalig am 04.07.1894 vormittags 10.30 Uhr der von Lehrer Jähnert eingeladene Dominikaner-Pater Heinrich Maria Kutscher aus Moabit das hl. Messopfer, wobei der Lehrer Organist (an einem geliehenen Harmonium) und Küster in einer Person war.
Anfangs konnte allmonatlich nur eine hl. Messe gefeiert werden, später dann am 1. und 3. Sonntag. An den gottesdienstfreien Sonntagen wanderte der junge Lehrer mit seinen Getreuen nach Reinickendorf. An den Nachmittagen führte er sie weiter in die Wälder, lehrte sie die Geheimnisse und die Schönheit der Natur als die Schöpfung Gottes betrachten, machte sie mit den Wundern der Umgebung bekannt und ließ sie so Wurzel in der heimischen Erde fassen. Aus einer Liste von 137 Tegeler Katholiken, die er führte, ist auch deren Berufsangabe aus dem Jahre 1898 erhalten geblieben. Die Berufe waren durchweg mit "Arbeiter" angegeben, dazu
- 4 katholische Gefängnisaufseher
1 katholischer Oberaufseher
4 Feuerwehrleute
und außerdem einige technische Berufsbezeichnungen.
Am 06.03.1898 gründete Max Jähnert den "Katholischen Verein", der es sich zur Aufgabe machte, ein Sammelpunkt für die Katholiken Tegels zu bilden, das religiös-sittliche Leben seiner Mitglieder zu fördern und nach Kräften für die Erhaltung und Ausgestaltung des Gottesdienstes zu sorgen. Laut Liste erklärten sich 121 Tegeler zum Eintritt bereit. Der monatliche Beitrag betrug für die Damen 25 Pfg. und für die Herren 50 Pfg. Und dafür war gar vieles zu beschaffen: Bänke und Kommunionbank, ein eigenes Harmonium mit 10 Registern, 2 Altarleuchter (zu 52 Mark). Am 03.07.1898, dem ersten Jahrestag der Einweihung im Schulhaus wurde ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Danach wurde vom "Katholischen Verein" zu einem anschließenden Festesen im Restaurant Gley, Hauptstraße, eingeladen. Das Gedeck kostete 80 Pfg. 70 Gemeindemitglieder zählte die Liste, die an dem Festessen teilgenommen haben. Lehrer Jähnert urteilt über disen feierlichen Tag voll Stolz: "Einfach und dennoch würdig ist die Feier, groß aber das Bewusstsein, das erste Mal seit der Reformation wird hier in Tegel katholischer Gottesdienst gehalten." Das erste Stiftungsfest des Katholischen Vereins zu Tegel feierte man am 11.02.1898 im Restaurant Gley mit Konzert, Theater und Gesang, und das 100 Mark Überschuss einbrachte. Nach 3-jährigem Bestehen war bereits ein Kapital von 1000 Mark vorhanden.
Dann kam ein schwerer Schlag für die Gemeinde. Wegen Raummangel wurde das Zimmer in der Schule gekündigt und am 02.04.1899 fand dort der letzte Gottesdienst statt. So sah man sich gezwungen, den Gottesdienst bis auf weiteres im Tanzsaal des Restaurants Gley zu feiern. Das geschah am 16.04.1899 zum ersten Mal und blieb so für 6 Jahre.
Bis 1901 gehörte Tegel pfarrlich zu Reinickendorf. Dann wurde Velten von Reinickendorf abgetrennt, und nun gehörte Tegel zu Velten. Oktober 1901 wandten sich Max Jähnert und der Kirchenvorstand an Kardinal K o p p mit der Bitte um Geld für einen Kirchenbau. Dies wurde bewilligt, und so beschloss der Kirchenvorstand den Erwerb eines Grundstücks. Durch Vermittlung des evangelischen Amtsvorstehers, Herrn B r u n o w wird ein "Grundstück von 2367 qm für den Preis von 42000 Mark angeboten und der Tegeler Pfarrgemeinde zugesprochen gegen Zahlung von 9000 Mark für die Auflassung. 32000 Mark wurden als Hypothek auf das verkaufte Grundstück eingetragen und mit 4 % verzinst. Das Grundstück ist lasten- und schuldenfrei; Tegel, 17.11.1902, gez. L. Brunow".
Das nun fällige Zinsgeld schaffte Lehrer Jähnert durch Sammlungen, Aufrufe, Zeitungsanzeigen und Anleihen herbei. Neben all dem damit verbundenen aufreibenden Kleinkram hielt er in vorbildlicher Weise Schulunterricht. Nach wie vor erteilte er an den Sonntagen die Christenlehre, auch für die Erwachsenen, singt und betet mit ihnen und wird so ein Laienapostel für eine Pfarrei ohne geweihten Priester.
1899 holte Jähnert seine Eltern und seine jüngste Schwester zu sich. Die Mutter führte den Haushalt, die Schwester. obgleich gelähmt, fertigte sämtliche Wäsche und Handarbeiten für den kirchlichen Gebrauch. Sie starb mit 33 Jahren. Die dann einziehende Schwester Martha führte jahrelang den Vorsitz in der Vinzenz-Konferenz, nähte für die armen Erstkommunikanten die Frauenkleider. Oft hat sie so jährlich 8 bis 10 Kinder eingekleidet mit Wäsche, Kleidern, Schuhen ohne Zuschuss aus der Kirchenkasse oder einer Sammlung.
Inzwischen wuchs die Zahl der Katholiken weiter. 1902 zählte die Filialgemeinde Tegel mit Borsigwalde und Heiligensee bereits 1300 Seelen. Lehrer Jähnert hielt nun auch in seiner Wohnung Religionsstunden ab. Im Sommer waren 62 Volksschulkinder und 10 höhere Schüler im Unterricht, im Winter 58 Volks- und 6 höhere Schüler. 1909 wurde ihm der katholische Religionsunterricht auch für Borsigwalde und Wittenau vom Gemeinderat übertragen für eine Jahresvergütung von 600 Mark und täglicher Kündigung. Bis 1909 war er der einzige katholische Lehrer in Tegel, Borsigwalde und Wittenau.
1904 gründete er seinen Kirchenchor. Damals gab es schon 1500 Katholiken in Tegel, Borsigwalde, Heiligensee und Schulzendorf. Verzweifelt rang Jähnert mit der Abtragung der Grundstückszinsen. Die Kirchenmitglieder werden um Verfielfältigung ihrer Beiträge zum Kirchenbau gebeten, Gemeindefeste als Ausflüge mit viel Zuspruch auch von Andersgläubigen, Gartenfeste, ein Rosenmontagsball im größten Saal Tegels mit Lotterieen mussten Geld einbringen. Und die Tegeler Katholiken spendeten so reichlich, dass ein großer Teil der Kirchenbausumme zusammenkam. Am 14.08.1904 wurde endlich der Grundstein gelegt. Erzpriester Kuborn aus Lichtenberg nahm die feierliche Handlung vor und Kaplan Bernhard Lichtenberg hielt die Festansprache.
Am 07.05.1905 war der große langersehnte Tag der feierlichen Kircheneinweihung. Delegaturverweser und Erzpriester Frank Berlin nahm die Einweihungsfeierlichkeiten vor. Die Festpredigt hielt Prior Andreas O.P. aus Moabit. Die Kirche wurde dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Der Kirchenchor von Lehrer Jähnert sang zum ersten Mal, noch ohne Orgel, "nur ein Harmonium piepte in der großen Kirche". Und nun brauchte man auch nicht mehr "die ganze Kirche im Waschkorb" zum Tanzlokal zu tragen. Wohl keiner war glücklicher als Lehrer Jähnert. Er war damals 30 Jahre alt und hatte eine Kirche geschaffen. Die Kirche erhielt die Reliquien des hl. Castus und der hl. Theophila.
Nun hatte er an sich zufrieden sein können. Aber eine Kirche ohne Orgel war ihm nur eine halbe Kirche. Doch woher das Geld nehmen? Nun war ihm die Errichtung der Kirche geglückt, warum sollte ihm nicht auch die Beschaffung einer Orgel glücken? Also ging er mit seinem Kirchenchor über Sonntag in die Mark Brandenburg und Mecklenburg, konzertierte in Tegel und Umgebung bei allen Gelegenheiten. Unter großen Beifallsstürmen und guten Eintrittsgeldern "schraubte" er das nötige Kapital für die Orgel zusammen. Die Leistungen seines Chores waren unbestritten und hielten allen Kritiken stand. Sie brachten ihm scherzhaft den Ehrentitel "der wandernde Organist" ein.
1913 konnte das Pfarrhaus gebaut werden. Inzwischen hatte die Tegeler Kirche einen ständigen Seelsorger in der Person des Herrn Pfarrer Schmidt erhalten, der hier bis 1919 amtierte und für die ersten 7 Jahre seiner Amtszeit eine liebevolle Aufnahme und Betreuung im Heim von Lehrer Jähnert fand.
Dieser aber dachte noch nicht ans Ausruhen. Sein nächster Plan war "eine katholische Schule", denn durch die fortschreitende Industrialisierung erhöhte sich auch die Zahl der Katholiken und damit der schulpflichtigen Kinder. Innerhalb von 13 Jahren war sie von 130 auf 2300 Seelen gestiegen. Aus Mitteln der Gemeinde und der öffentlichen Hand war es ihm möglich, in der Treskowstraße eine katholische Gemeindeschule zu eröffnen. Am 01.04.1913 konnte er mit 140 Schulkindern und 4 unteren Klassen die Schule beziehen. Neben ihm standen noch 2 katholische Erzieher. Am 20.12.1913 wurde er in den Schulvorstand berufen. 1914 kam eine weitere Klasse mit einer neuen Schulkraft aus Velten dazu. In der 1. und 2. Klasse der evangelischen Schule verblieben noch 46 Kinder, die wie bisher viermal in der Woche Religionsunterricht von ihm erhielten. 1917 ist die katholische Schule bis zur 7. Klasse angewachsen und am 01.07.1917 wird Lehrer Jähnert nach Ablegung der Mittelschullehrer- und Rektorprüfung in Berlin Rektor an der von ihm erbauten und gegründeten Schule. 1918 kam die 8. Klasse hinzu.
Am 01.04.1920 war Rektor Max Jähnert 25 Jahre in Tegel und im Amt. Aus diesem Anlass sandte ihm Kardinal Bertram, dem jetzt 45-jährigen, seinen bischöflichen Dank und Segen. Im Tegeler Vereinshaus fand eine große Jubiläumsfeier unter herzlicher Anteilnahme der ganzen Gemeinde und vieler auswärtiger Gäste statt. Und sein erster Pfarrer Schmidt fasste seinen Dank zusammen: "Wenn man alles zusammenfassen und schildern könnte, was dieser Mann geleistet hat zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen, dann müsste man Bücher über ihn schreiben."
Nach dem ersten Weltkrieg, als der Aufbau der Gemeinde vollendet war, trat Rektor Jähnert mehr und mehr in den Hintergrund. Aber er war immer da als Organist und Chorleiter, als Rendant in der Verwaltung des Wohnhauses. Kein Weg, kein geopferter Abend war ihm je zuviel. Schulentlassenen gab er Jahre hindurch in seiner Wohnung Nachhilfeunterricht, Kurse in Deutsch, Rechnen und höherer Mathematik, damit sie im Beruf leichter voran kamen. Auch am Musikunterricht fehlte es nicht. Mit Pfarrer Kleineidam, der seit 1919 der Pfarrei vorstand, verband ihn eine herzliche Freundschaft. Als er 40 Jahre in Tegel war, kam aus Rom die päpstliche Auszeichnung "Pro Ecclesia et Pontifice." In den letzten Tagen des 2. Weltkriegs sandte ihn Kardinal Konrad Graf von Preysing sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift.
1937 war Rektor Jähnert aus dem Schuldienst ausgeschieden. Der erste Weltkrieg hatte ihm die Orgel genommen, und er brachte es fertig, mit seinem Chor der Tegeler Kirche noch einmal eine neue Orgel zu schenken. Die Hitlerzeit zerstört dann auch sein anderes Werk: die katholische Schule. Die Bomben zerstörten die Gebäude bis auf den Grund. Die Wiedererrichtung hat er nicht mehr erleben können. Er selbst hat, damals schon 70-jährig, nach dem Krieg noch 4 Jahre im Schuldienst gewirkt, da es an Lehrkräften fehlte. Und im abgelegenen Tegel-Süd hat er noch den Religionsunterricht aufgebaut. So war er bis zum letzten Tag seines Lebens tätig. Er starb an Herzschlag in der Sylvesternacht 1950, als er die Tür zur Orgelempore öffnen wollte, um das neue Jahr 1951 mit Orgelspiel und einem Jubilate zu begrüßen. Er starb in der Kirche, die er gebaut, und an der Orgel, die er zweimal errichtet hatte, und die ihm der kostbarste Schatz seines Lebens war. Er ruht auf dem Städtischen Friedhof von Tegel, dem ewigen Leben entgegen.
Während des ersten Weltkriegs hatte der Ortsgeistliche außer der Seelsorge für die Gemeinde noch die der Gefangenen im Strafgefängnis Tegel und in mehreren Lazaretten wahrzunehmen. Damals hatte die Tegeler Gemeinde 78 Gefallene zu beklagen.
1921 wurde Kuratus Kleineidam zum Pfarrer ernannt und die Pfarrei vom Pfarrverband Velten gelöst. Am 01.09.1921 wurde Kaplan Hilbig als Helfer in der Seelsorge eingestellt. Die Gemeinde zählte nun rund 4000 Seelen. Nach Abflauen der Inflation musste alle Kraft und Aufmerksamkeit der Restaurierung der Kirche zugewandt werden.
Unter Georg Kleineidam (1919-53) wurde Herz Jesu am 1.6.1920 Pfarrei, damals zählte sie etwa 4000 Katholiken. Vier Tochtergemeinden entstanden im Laufe der Jahre. St. Joseph in Tegel-Nord(1933), St. Marien in Heiligensee (1937) und Allerheiligen in Borsigwalde (1938), wo nach dem Wunsch der Borsigwalder schon die Herz-Jesu-Kirche hätte stehen sollen, und schließlich die Gemeinde St. Bernhard in Tegel-Süd (1952) zum Gedenken an den von der NS Justiz in Tegel inhaftierten und auf dem Weg ins KZ verstorbenen Dompropst Bernhard Lichtenberg. Bis heute gehören Konradshöhe und Tegelort auf der anderen Seite des Tegeler Sees zu Herz Jesu, nach Konradshöhe verlegten Missionsschwestern vom hl. Herzen Jesu, aus Hiltrup, 1921 ein Fürsorgeheim für Mädchen und errichteten 1929 die St. Agnes Kapelle.
1936 erhielt die Pfarrkirche in Tegel einen Altar aus Kalkstein, am 16.06.1936 wurde sie konsekriert. Dabei wurden auch die Malereien im Altarraum überdeckt. Bereits 1929 war die Steinmeyer - Orgel aufgestellt worden.
Im 2. Weltkrieg wurde Herz Jesu nur leicht beschädigt. Unter Pfr. Bernhard Kunza (1953-77) erfuhr die Kirche ihre liturgische Umgestaltung nach dem I. Vatikanum. 1972 wurden aus dem alten Hochaltar, nach Entwurf von Günter Maiwald, der Ambo und der neue Altar gefertigt. Paul Ohnsorge gestaltete den übermächtigen Tabernakelträger, der auf Ez 47.1-12 Bezug nimmt. Peter Ludwig Kowalski schuf die Fenster in der Apsis. Diese zeigen die Kreuzigungsgruppe und die Darstellung der hl. Margareta Maria Alacoque und Johannes Eudes. Sie waren zwei große Herz-Jesu-Verehrer des 17. Jh. Um 1900 war die Herz-Jesu-Verehrung zu neuer Blüte gekommen und hatte auch zur Namensgebung der Tegeler Kirche geführt. Bis 1999 leitete Pfarrer Klaus Rößner die Gemeinde. In den 90er Jahren begann eine gründliche Sanierung des Turmes, der Hauptfassade und der Südseite der Kirche, nach dem vor allem im Turm gefährliche Schäden aufgetreten waren. Ab Oktober 1999 übernahm Pater Hans Schädle SCJ als 6. Pfarrer die Gemeinde. Nun wurde die Kirche, die zuvor nur zu Gottesdiensten offen war, ganztägig für Besucher geöffnet. Gleichzeitig begann die Verschönerung des Innenraumes, sowie die Gestaltung des Außenbereiches.
Im Februar 2000 erhielt unsere Kirche eine neue Lautsprecheranlage.
Im August 2000 wurden sieben Teppiche gespendet, die seitdem die Kirche schmücken.
Im September 2000 begann die Renovierung der Marienkapelle. Drei Fenster wurden freigelegt und zunächst provisorisch verglast. Im gleichen Zeitraum wurde vor dem Gemeindehaus die Regenwasserkanalisation saniert.
Im November 2000 konnte die Herz-Jesu-Statue über dem Portal eingeweiht werden. Darunter steht das Schriftwort: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich gebe euch Leben in Fülle". Gleichzeitig erhielt die Kirche eine neue Außenbeleuchtung.
Am 5.Mai 2001 - anlässlich des Behindertentages in Reinickendorf - wurde die Rampe für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen in Anwesenheit unserer Bezirks-Bürgermeisterin Frau Marlies Wanjura eingeweiht.
Am 1. Mai 2002 konnten die neuen, bleiverglasten Rosenkranzfenster in der Marienkapelle eingeweiht werden. Sie symbolisieren den freudenreichen, den schmerzhaften und den glorreichen Rosenkranz und wurden gestaltet von Paul Corazolla, der bei der Feier anwesend war. Von Kardinal Georg Sterzinsky wurde am 28.Aug.2002 die Gedenk- und Mahnstätte in der Kapelle der "schmerzhaften Mutter Gottes" eingeweiht. Hier gedenken wir der Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges, aller Opfer von Hass und Terror und der Märtyrer des 20.Jahrhunderts in unserem Heimatland, aber auch aller Toten der Gemeinde.
Im September 2002 wurde die neue gotische Wandkonsole angebracht, auf der an der linken Altarwand die Herz-Jesu Statue steht. Es ist eine alte Statue, die hier nach Jahren der Vergessenheit einen würdigen Platz gefunden hat. Die Innenbeleuchtung wurde total erneuert und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein.
Von Mitte Januar bis Anfang März 2004 konnte die Innenrenovierung des Gotteshauses zum Abschluss gebracht werden. Im Altarraum, über der Sakristei, wurden 2 Fenster freigelegt, die seit über 70 Jahren zugemauert waren. Die bleiverglasten Fenster zum Innenhof wurden restauriert und mit Schutzglas versehen und der gesamte Innenraum der Kirche wurde weiß gestrichen. Möglich wurden all diese Maßnahmen durch die hohe Spendenbereitschaft der Gemeinde und großzügige Einzelspenden, vor allem aber durch die Initiativen von Pfarrer P. Hans Schädle SCJ. Sie dienen der Ehre Gottes und wollen die Menschen zu Gebet und innerer Einkehr motivieren.
Fusion und weitere Entwicklung
Am 1. Juli 2004 erfolgte die Fusion mit den Gemeinden St. Josph (Tegel) und St. Marien (Heiligensee). Ab diesem Zeitpunkt übernahm Pfarrer Dr. Hans Hausenbiegl, der der Neokatechumenalen Gemeinschaft angehört, die Pfarrei. Der Gottesdienst anlässlich der Fusion fand am 15. August 2004 in der Pfarrkirche Herz-Jesu statt.
Auch die beiden anderen Gemeinden, die einst aus der Mutterkirche Herz-Jesu entstanden waren, Allerheiligen (Borsigwalde) und St. Bernhard (Tegel-Süd), wurden etwa zeitgleich zur Gemeinde St. Bernhard fusioniert.
Das hundertjährige Kirchweihjubiläum beging die Gemeinde mit einer Festwoche vom 28. Mai – 5. Juni 2005, die mit einem Pontifikalamt durch Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky eröffnet wurde.
Nach dem Weggang von Pfarrer Dr. Hausenbiegel zum 30. April 2007 leitete für eine Übergangszeit Kaplan Wolfgang Ruhnau die Gemeinde als Pfarradministrator. Seine Verabschiedung erfolgte im Gottesdienst am 16. September 2007.
Pfarrer Stefan Mikulski wurde eine Woche später, am 23. September 2007, als neuer Pfarrer eingeführt und leitete die Gemeinde bis Anfang Dezember 2010. Unter seiner Führung machte die Fusion Fortschritte.
Pfarrer Stefan Friedrichowicz übernahm als Pfarradministrator bis zur Einführung von Pfarrer Dr. Markus Zimmermann (Pfarradministrator) die Leitung der Pfarrei.
Noch vor seinem offiziellen Beginn brach am 23. Januar 2011, gegen 13 Uhr, an der Weihnachtskrippe ein Brand aus. Durch die starke Rauchentwicklung und die Löscharbeiten wurde die Kirche unbenutzbar und die Orgel unbespielbar. So mußte die Kirche bis zum Ende der Sanierungsarbeiten geschlossen bleiben.
Der Einführungsgottesdienst von Pfarradministrator Dr. Markus Zimmermann fand daher am 12. Februar 2011 in St. Joseph statt.
Die feierliche Wiedereinsegnung der Kirche erfolgte nach Abschluss der notwendigen Renovierungsarbeiten am 14. August 2011. Zunächst wurde die Kirche nur von Freitag bis Sonntag ganztägig geöffnet, dank des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Gemeindemitglieder. Ab Mai 2012 werden die Kircheneingänge und der Altarbereich durch Video überwacht, nicht jedoch die Beter in den Bänken. So ist nun unsere Kirche wieder täglich von 9 – 18 Uhr als „Oase der Stille und des Gebetes“ geöffnet.
1. Restaurierungen/Erweiterungen in der Kirche und in Gebäuden
1924 | eine elektrische Anlage und eine neue Dielung in der Kirche |
1925/1926 | eine neue Heizung in der Kirche |
1955 | eine neue Heizung im Pfarrhaus und Reparaturen im Innern der Kirche |
1956/1957 | eine neue Heizung in der Kirche und Dachreparaturen an der Kirche |
1958 | neue farbige Kirchenfenster, entworfen und bearbeitet von Professor Ludwig Peter Kowalski, Berlin. Das Mittelfenster stellt figürlich das von der Lanze durchbohrte Herz Jesu dar; am Kreuz Maria und Johannes, unter dem Kreuz die Begründer der Herz Jesu-Verehrung: Margareta Alacoque und Johannes Eudes. |
1972 | Umgestaltung des Altarraums nach den neuesten Erfordernissen |
2. Die Betreuung der Tegeler Katholiken im Laufe der Zeit
I. | von Reinickendorf her ab 1896: | |
durch Pfarrer Carl Panske | ||
Pater Heinrich Maria Kutscher, O.P. Moabit | ||
Kaplan Glasneck | ||
II. | von Velten her: | |
durch Kaplan und Pfarradministrator Otto Heidenreich | ||
Pfarradministrator Paul Lohs | ||
Pfarrer Mischke | ||
III. | in Tegel: | |
1906 | durch Kaplan Georg Casper | |
1906 bis 1919 | Kuratus und Pfarrer Albert Schmidt | |
1919 bis 1953 | Kuratus, Pfarrer, Erzpriester und Geistlicher Rat Georg Kleineidam | |
1953 bis 1977 | Pfarrer Bernhard Kunza | |
1977 bis 1999 | Pfarrer Klaus Rössner | |
1999 bis 2004 | Pater Hans Schädle, Herz Jesu-Priester | |
2004 bis 2007 | Pfarradministrator Dr. Hans Hausenbiegl | |
2007 | Kaplan Wolfgang Ruhnau | |
2007 bis 2010 | Pfarrer Stefan Mikulski | |
2010 bis 2011 | Pfarrer Stefan Friedrichowicz | |
seit 2011 | Pfarradministrator Dr. Markus Zimmermann |
3. Leben und Gesicht der Pfarrei wurden wesentlich mitgeprägt von den Kaplänen:
1906 | Georg Casper |
1921 bis 1927 | Hilbig |
1927 bis 1931 | Johannes Strehl |
1931 bis 1933 | Edmund Helewski |
1933 bis 1936 | Norbert Ringeltaube |
1936 bis 1937 | Kurt Grunschewski |
ferner aushilfsweise: | Hermann Loch, Herz Jesu-Priester Leonhard Berger, Peter Johannes Czepanski, Leutersdorf |
1945 bis 1947 | Felix Laska |
1947 bis 1951 | Erich Klausener |
1951 bis 1953 | Edmund Stanislaus Szydzik |
4. Von Tegel aus wurden folgende Pfarreien gegründet:
1929 | St. Josef, Neu-Tegel |
1936/1937 | St. Marien, Heiligensee Allerheiligen, Borsigwalde |
1960 | Bernhard, Tegel-Süd |
5. Als wesentliche Helfer in der Erfassung und Seelsorge unter den Tegeler Katholiken erwiesen sich folgende Organisationen:
06.03.1898 der katholische Verein", gegründet von Lehrer Max Jähnert, Zielsetzung s. o.
1907 der Katholische Arbeiterverein, Sitz Berlin zwecks Sammlung und sozial-wirtschaftlicher Schulung und Förderung der katholischen Arbeiterschaft
1910 der Verein katholischer, erwerbstätiger Frauen und Mädchen zum gleichen Zweck unter besonderer Berücksichtigung der Frauen- Berufsinteressen
1917 der Verein der katholischen Angestellten und Beamtinnen mit dem gleichen Ziel.
Außerdem arbeiteten im Pfarrleben lebendig mit:
- die Marianische Kongregation
ein Mütterverein
eine Vinzenzkonferenz und für die Frauen:
eine Elisabeth-Konferenz
Die männliche und weibliche Jugend wurde in verschiedenen Gruppen erfasst.
6. Besondere Freudentage der Gemeinde:
29.03.1929 | Primiz von Sanitätsrat Dr. Augustin Kleineidam mit 75 Jahren |
22.05.1930 | Firmung durch den Nuntius Orsenigo |
1933 | Volksmission |
20.12.1928 | Einweihung und Einläuten von 2 neuen Glocken |
1941 | wurden die Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen |
18.10.1953 | Volksmission mit Pfarrer Heidrich von den Herz Jesu-Priestern |
27.01.1954 | 25-jähriges Priesterjubiläum des Pfarrers Bernhard Kunza |
08.05.1955 | 50-jähriges Jubiläum der Herz Jesu-Kirche |
27.01.1969 | 40-jähriges Priesterjubiläum des Pfarrers Bernhard Kunza |
7. Pfarrer in Herz Jesu, Tegel
Albert Schmidt |
* 27.02.1878 in Groß Grauden (Oberschlesien) 21.06.1904 Weihe 1906 bis 1919 Kuratus in Herz Jesu + 28.03.1957 |
Georg Kleineidam |
* 02.09.1885 in Wansen (Schlesien) 22.06.1911 Weihe in Breslau 1919 Kuratus in Herz Jesu 1920 Pfarrer in Herz Jesu 1942 Erzpriester 1949 Geistlicher Rat + 24.03.1953 (beerdigt Alter Domfriedhof) |
Bernhard Kunza |
* 17.08.1904 in Berlin 27.01.1929 Weihe in Breslau 1953 Pfarrer in Herz Jesu 1972 Ruhestand + 08.05.1988 (beerdigt St. Hedwigs-Friedhof) |
Klaus Rössner |
* 07.03.1937 in Berlin 07.10.1977 bis 1999 Pfarrer in Herz Jesu |
Pater Hans Schädle |
* 22.06.1936 in Köln bis 30.06.2004 Pfarrer in Herz Jesu |
Dr. Hans Hausenbiegl |
* 27.03.1964 in Wien vom 01.07.2004 bis 30.04.2007 Pfarrer in Herz Jesu, auch zuständig für St. Marien, St. Joseph, St. Agnes-Kapelle |
Pfarrer Stefan Mikulski |
vom 01.08.2007 bis Dezember 2010 Pfarrer der Pfarrei Herz Jesu, auch zuständig für St. Marien, St. Joseph, St. Agnes-Kapelle |
Pfarrer Dr. Markus Zimmermann |
vom 1.02.2011 bis 31.12.2013 Pfarradminstrator der Pfarrei Herz Jesu, auch zuständig für St. Marien, St. Joseph, St. Agnes-Kapelle |
Pfarrer Matthias Brühe |
ab 1.03.2014 Pfarradminstrator für die Pfarrei Herz Jesu |